Netzanschluss für PV-Anlagen

Anforderungen des Netzbetreibers

Der Klimawandel und die daraus resultierenden Ziele der Bundes- und Landesregierung (#mission2030) machen einen Umbau des Energiesystems notwendig. Dies stellt die gesamte Gesellschaft und insbesondere Netzbetreiber vor große Herausforderungen. Die Netz Niederösterreich ist österreichweit führend beim Anschluss von Photovoltaik-Anlagen und bisher wurden bereits etwa 500 MW ans Netz angeschlossen. Die #mission2030 sieht ein Vielfaches an Erzeugung aus Photovoltaik in Niederösterreich vor. Der Anschluss dieser Erzeugungsanlagen ist vor allem dort möglich, wo im Netz freie Kapazitäten zum Abtransport der erzeugten Energie vorhanden sind und smarte Funktionen wie die dynamische Leistungsregelung genutzt werden.

Für die Errichtung einer PV-Anlage sind einige Schritte zu beachten

  • Gemeinsam mit Ihrem Anlagenplaner prüfen Sie die technischen Möglichkeiten für die Errichtung einer PV-Anlage. Bei Überschussanlagen sollte die Eigenbedarfsdeckung für eine optimale Größe im Vordergrund stehen.
  • Ihr Anlagenplaner stellt danach einen Online- Netzanschlussantrag.
  • Sie erhalten den Zählpunkt, den Sie für die Beantragung von Förderungen benötigen.
  • Auf Grund der verfügbaren Netzkapazität wird ein Anschlusspunkt und eine maximal mögliche Einspeiseleistung festgelegt.
  • Danach stellen wir einen Netzanschlussvertrag mit den technischen Anforderungen, Anschlusskosten und dem frühestmöglichen Inbetriebnahmetermin aus.

Netzzutrittsentgelt ist abhängig von der Anlagengröße

In der nachfolgenden Tabelle finden Sie die Kosten für den Netzzutritt einer Erzeugungsanlage, sofern freie Kapazität im Netz vorhanden ist und daher keine umfangreichen Baumaßnahmen für den Anschluss Ihrer Anlage erforderlich sind.

Anlagegröße Netzzutrittsentgelt
0 - 20 kW € 10,- / kW
21 - 250 kW € 15,- / kW
251 - 1.000 kW € 35,- / kW
1.001 - 20.000 kW € 50,- / kW
mehr als 20.000 kW € 70,- / kW

Anschluss im Ortsnetz (0–30 kVA): Der Anschluss im Ortsnetz ist für Anlagen bis 30 kW in der Regel möglich, grundsätzlich sogar über den bestehenden Hausanschluss.

Anschluss an der Trafostation (31–250 kVA): PV-Anlagen mit einer Größe von 31 kW bis 250 kW speisen direkt in eine Trafostation ein. Die Anschlussleitung zur Trafostation ist durch Sie zu errichten und zu betreiben.

Anlagen über 250 kVA: Für große PV-Anlagen sind in der Regel umfangreiche Baumaßnahmen im Netz notwendig. Der technisch geeignete Anschlusspunkt liegt im Mittelspannungsnetz oder im nächstgelegenen Umspannwerk. Die Kosten für den Netzanschluss werden individuell kalkuliert. Übersteigen diese Kosten 175 Euro pro kW, so werden die darüber liegenden Kosten zusätzlich zur oben genannten Tabelle verrechnet. Ebenfalls sind die technischen Anforderungen an die Anlage umfangreicher als für kleinere Anlagen (z. B. netzstabilisierende Funktionen, Steuerbarkeit, Online-Messwertübertragung).

Dynamische Leistungsregelung: Ihre Anlage kann mit einer dynamischen Leistungsregelung ausgestattet werden. Diese Regelung sorgt dafür, dass die in das Netz rückgespeiste Leistung einen eingestellten Wert nicht überschreitet. Die dynamische Leistungsregelung hat viele positive Effekte. Die über das Jahr erzeugte Energie kann nahezu vollständig genützt werden, ohne das Netz voll zu belasten.

© EVN Wurnig
© EVN Wurnig

Ein kleines Rechenbeispiel:

Wird eine optimal ausgerichtete 10 kWp- Volleinspeiser-Anlage dynamisch auf 7 kW Rückspeiseleistung geregelt, so beträgt die Jahreserzeugung der dynamisch geregelten Anlage 95-97 % im Vergleich zur nicht geregelten Anlage.

Bei dynamisch geregelten Anlagen zur Eigenbedarfsdeckung ist die Energieausbeute nahezu 100 %. Dies ist darauf zurückzuführen, dass auf Grund des Tages- und Jahresverlaufs der Sonne der überwiegende Teil der Jahreserzeugung im Teilleistungsbereich stattfindet. Nur ein kleiner Teil der Jahreserzeugung wird bei voller Leistung produziert.

Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Die tatsächlich installierte Leistung wird im Netz physikalisch nicht wirksam. Somit ist der Anschluss von größeren Anlagen auch bei knappen Netzkapazitäten leichter möglich und die Jahresausbeute bleibt nahezu gleich. Außerdem können mehr Anlagen am Netz angeschlossen werden und der Netzausbau wird vermieden.

Optimierung auf Eigenbedarfsdeckung
Die Größe Ihrer geplanten Anlage orientiert sich am Energiebedarf und an der Leistungsspitze Ihrer Bezugsanlage. Wird Ihr Eigenbedarf zu einem hohen Anteil durch die Erzeugungsanlage gedeckt, ist die Anlage optimal wirtschaftlich. Der vermiedene Netzbezug bringt den größten Beitrag zur Wirtschaftlichkeit.

Anschlüsse bei fehlender Netz-Kapazität
Lokale Netzausbaumaßnahmen: In vielen Fällen kann der Anschluss Ihrer Erzeugungsanlage möglich gemacht werden, indem wir das Netz lokal ausbauen. Hier werden wir ein Netzausbaukonzept erstellen und die Ausbaukosten je Kilowatt ermitteln. Übersteigen diese Kosten 175 Euro pro kW, so werden die darüber liegenden Kosten zusätzlich zur oben genannten Tabelle verrechnet.

Überregionale Netzkonzepte
In einigen Gebieten Niederösterreichs ist das Netz mit bestehenden Erzeugungsanlagen ausgelastet. Das technisch mögliche Spannungsband wird bereits heute voll ausgenützt. Um hier wieder Kapazitäten für zusätzliche Erzeugungsanlagen zu schaffen, sind umfangreiche, überregionale Netzausbaumaßnahmen nötig. Diese Maßnahmen werden uns im kommenden Jahrzehnt begleiten. In diesen Gebieten können bis zur Umsetzung der zahlreichen Netzausbaumaßnahmen nur Anlagen im Ortsnetz angeschlossen werden.

Informationen finden Sie auf www.netz-noe.at.

Autor: DI Björn Frittum, Netz NÖ